Geschichte der USA
15. bis 18. Jahrhundert
Die Besiedelung der bislang von Indianervölkern bewohnten nordamerikanischen Territorien durch europäische Einwanderer begann bereits in den 1550er Jahren. Spanische Siedler gründeten 1565 St. Augustine, danach Santa Fe im heutigen Neu Mexiko im Jahr 1609 und San Diego im südlichen Kalifornien 1769.
Zeitgleich erfolgte, auf Initiative von Sir Walter Raleigh, die
Besiedlung der Ostküste durch britische Einwanderer. Diese überlebten
jedoch nicht. Erst im Jahre 1607 deutete sich eine dauerhafte
Besiedelung englischer Auswanderer in der Gegend der Chesapeake Bay und
der Stadt Jamestown (im heutigen Virginia) an, die jedoch teuer erkauft
war: Von den einstmals 105 Siedlern überlebten nur 32 Personen die
ersten 7 Monate. Die meisten der Siedler starben an Unterernährung und
Krankheiten.
Die ersten europäischen Siedler verließen Europa in einer Zeit des
Umbruchs vom Feudalismus zum Merkantilismus und zugleich eines starken
Bevölkerungsanstieges. Sie stießen in Amerika auf dort lebende
indianische Völker, die sie aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln
betrachteten. Aus der Sicht der Missionare mussten die Seelen der
indianischen Heiden gerettet werden. Aus dem machiavellischen
Blickwinkel mussten die Indianer besiegt und benutzt werden, um den
zivilisierten Christen zu dienen. Vertreter der klassisch-humanistischen
Sichtweise hingegen bewunderten die Indianer aufgrund deren Nähe zur
Natur. Diese drei ambivalenten Gesichtspunkte prägten die
Indianerpolitik der USA in den Jahrhunderten nach 1492, zusammen mit dem
Druck der aus Europa eintreffenden Siedler, die sich in Amerika ihr
Plätzchen sichern wollten.
1620 folgte die nächste größere Immigration durch die "Pilgerväter", die
keinesfalls Puritaner, sondern Non-Konformisten, Separatisten und
Brownisten waren, mit der Mayflower im heutigen Massachusetts. Sie
gründeten die Siedlung Plymouth. 1630 wurde eine größere Siedlung in der
Region des heutigen Boston durch die Puritaner gegründet. Bereits 1635
wanderte ein Teil der dortigen Siedler auch in das Gebiet des heutigen
Connecticut aus.
Ein großer Teil der späteren Einwanderer waren Puritaner und
ursprünglich auf Grund ihrer Gegenhaltung zum anglikanischen Glauben
ihrer Heimat, der ihrem Denken nach zu viele römisch-katholische
Praktiken enthielt, nach Nordamerika ausgewandert. Aber religiöse
Spannungen unter den Puritanern führten zu neuen Glaubensrichtungen
innerhalb der Gemeinschaft. Roger Williams, ein Puritaner aus
Massachusetts, trat für eine Trennung von Religion und Staat ein. Er
verließ die Gruppe und gründete die Kolonie Rhode Island. Die Kolonie
Maryland entstand als ein Zufluchtsort für Katholiken. Pennsylvania,
1681 durch den Quäkerführer William Penn gegründet, zeichnete sich durch
seine religiöse Toleranz aus. Viele deutsche Bauern siedelten sich in
dieser Region an. Schwedische Auswanderer gründeten die Kolonie
Delaware. Bereits 1626 kauften niederländische Kaufleute den dort
ansässigen Indianern die Insel Manahatta(heute: Manhattan) ab und
gründeten am Hudson River die Stadt Neu Amsterdam. 1664 wurde die Stadt
durch England annektiert und hieß fortan New York. Dieser Name setzte
sich auch für die ganze Kolonie durch, die vorher "Nieuw Nederland"
hieß.
Die Landkarte Nordamerikas glich damals einer ethnischen Karte. Die
meisten Immigranten stammten aus England, Frankreich, Deutschland,
Irland und Spanien, wobei diese, von dort kommend, den Süden
Nordamerikas bevölkerten, unter anderem Florida, Texas und Kalifornien.
Die Franzosen hingegen zogen verstärkt den Norden (Kanada) vor. Von dort
drangen sie über die Großen Seen und den Mississippi bis zum Delta
(Louisiana).
Anfänglich stritten sich mit den Franzosen, Holländern, Schweden,
Russen, Briten und Spaniern gleich sechs europäische Mächte um die
Vorherrschaft Nordamerikas. Mit der Zeit kristallisierten sich jedoch
die Spanier und vor allem die Franzosen und die Briten als
ambitionierteste Mächte heraus. Spanien dehnte sich im Süden und Westen
Nordamerikas aus, die Franzosen im Nordosten. Die Briten hingegen
beanspruchten den Osten für sich. Insbesondere die Briten und Franzosen
kämpften verbissen um die Vorherrschaft in Nordamerika. Ihre
Motivationen wichen allerdings stark voneinander ab. Frankreich war
hauptsächlich am Pelzhandel interessiert. Dazu schlossen sie Allianzen
mit verschiedenen Indianerstämmen. Bemerkenswert ist die enge
Verbindung, die die Franzosen mit den indianischen Ethnien aufbauten. So
heirateten viele französische Fallensteller indianische Frauen. Es
entstand eine eigentliche neue Mischkultur, die so genannten Métis.
Die eingewanderten Engländer hingegen waren meist Farmer. Sie suchten
Land, auf dem sie sich permanent niederlassen konnten. Dieses versuchten
sie durch Verträge mit den Indianern oder aber durch Kriege gegen sie zu
erlangen. Insgesamt waren die Briten für ihre recht harsche
Indianerpolitik bekannt.
Parallel zum Siebenjährigen Krieg in Europa kämpften auch in Nordamerika
Engländer gegen Franzosen, jeweils mit ihren indianischen Verbündeten.
1763 kapitulierten die Franzosen im Frieden von Paris und zogen sich aus
Nordamerika zurück. Nach Verdrängung der recht beliebten Franzosen waren
die Indianer nun gezwungen, Handel mit den Briten zu treiben. Diese
wurden als geizig und unfreundlich angesehen. Sie gaben den Indianern
keine großzügigen Geschenke, wie es die Franzosen zu tun gepflegt
hatten. Der Unmut gegen die Briten wuchs zunehmend. Noch im selben Jahr
schlossen sich zwölf bis fünfzehn Stämme unter der Führung des
Ottawa-Häuptling Pontiac zu einer Allianz gegen die Briten zusammen.
Bemerkenswert ist insbesondere der Zusammenschluss der befreundeten
Stämme Ottawa, Potawatomi und Anishinabe mit den verfeindeten Seneca.
Die Seneca gehörten zum Bund der Irokesen, welche die Briten in der
Vergangenheit stets unterstützt hatten. Etliche Forts fielen in die
Hände der von Pontiac geführten Indianer. Die Briten kamen in arge Nöte.
Doch am Fort Detroit bissen sich die Indianer die Zähne aus. Die Allianz
zerbröckelte, die britische Präsenz in Nordamerika war gesichert.
Kolonialzeit
Im Jahr 1733 umfasste der nordamerikanische Kontinent neben spanischen und französischen Mandatsgebieten auch 13 englische Kolonien. Das Gebiet erstreckt sich von New Hampshire im Norden bis nach Georgia im Süden. Der bis von 1756 bis 1763 dauernde siebenjährige Krieg zwischen England und Frankreich wurde auch in den Kolonien ausgetragen und wird hier als Franzosen- und Indianerkrieg bezeichnet. Anlass für den Krieg war die Expansion britischer Händler und Siedler über die Appalachen in das von Frankreich beanspruchte Tal des Ohio. Zu ersten Feindseligkeiten zwischen britischen und französischen Truppen kam es bereits 1754, wobei der spätere US-Präsident George Washington eine Schlüsselrolle spielte. Den Franzosen gelangen zwar einige Abwehrerfolge, aufgrund der Überlegenheit zur See konnten die Briten jedoch ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausspielen und französische Verstärkungen verhindern. Zwischen 1758 und 1760 eroberten die Briten die wichtigsten französischen Stellungen in den heutigen USA und Kanada und siegten am 13. September 1759 in der entscheidenden Schlacht auf der Abraham-Ebene bei Québec (Kanada). Frankreich akzeptierte im Friedensabkommen von Paris 1763 den Verlust seiner Besitzungen in Nordamerika; das Louisiana-Territorium westlich des Mississippi zuzüglich New Orleans ging an Spanien, Kanada und das übrige Louisiana-Territorium an England.
Die englischen Staatsfinanzen waren nach dem Krieg zerrüttet. Nach
Meinung der Engländer sollten auch die Menschen in den Kolonien einen
Teil der Kriegskosten tragen, die Siedler jedoch waren der Ansicht, dass
sie bereits genug beigetragen hätten und der europäische Teil des
Krieges sie nichts anginge. Die Freiheiten der Siedler wurden
eingeschränkt, beispielsweise war es verboten westlich der Appalachen zu
siedeln. Schmugglern wurde jetzt regelmäßig bei Ergreifung das Handwerk
gelegt. Zusätzliche Steuern auf Zucker, Kaffee, Textilien unter anderem
Waren taten ihr übriges, um die Stimmung der inzwischen Einheimischen
aufzuheizen. Der Quartering Act zwang die Kolonisten, britische Soldaten
zu beherbergen und zu versorgen. Nach Einführung des Stamp Act mussten
besondere Steuermarken an sämtlichen Zeitungen, juristischen Dokumenten
und Lizenzen angebracht werden. Die Problematik verschärfte sich
dadurch, dass den Amerikanern die Repräsentanz fehlte. Es manifestierte
sich die Meinung, dass Besteuerung ohne Mitsprache falsch sei ("No
taxation without representation"). 1765 kam es zu einer ersten
Versammlung von 9 Staaten, die den Stamp Act ablehnten. Die britische
Regierung musste dem Druck nachgeben, konnte aber den Quartering Act
durchsetzen. Mit der Einführung eines Zolls auf Tee erreichte die Geduld
der Amerikaner wieder eine empfindliche Schwelle. Erst als der neue
britische Schatzkanzler Lord North alle Steuern bis auf die Teesteuer
einfror, kam es zu einer gewissen Entspannung.
1773 kam es dann zur Boston Tea Party. Radikale amerikanische Patrioten
verkleideten sich als Indianer und überfielen britische Schiffe im Hafen
von Boston und warfen insgesamt 342 Kisten mit Tee ins Hafenbecken.
Damit wurde eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die zur
Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika führten. Die Briten
ihrerseits reagierten mit den Intolerable Acts. Truppen wurden nach
Boston verlegt, der Hafen geschlossen und der Handel unterbunden. Die
Amerikaner reagierten mit dem ersten Kontinentalkongress von
Philadelphia im September 1774. Alle Kolonien wurden aufgefordert, den
Restriktionen der Briten zu widerstehen und den Handel mit den Briten
einzustellen. Des Weiteren wurde beschlossen, Milizen aufzustellen und
Waffen zu sammeln.
Unabhängigkeitskrieg
Am 19. April 1775, marschierten etwa 700 britische Soldaten von Boston in Richtung Concord, einer nahe gelegenen Ortschaft. Die Briten hatten erfahren, dass es in dem Ort ein illegales Waffenlager geben sollte. Bei Lexington wurden sie von 70 Mitgliedern einer Bürgerwehr aufgehalten. Der erste Schuss fiel, keiner weiß, durch wen, und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg hatte begonnen. Die Briten nahmen daraufhin Lexington und Concord ein. Hunderte von Freiwilligen aus Massachusetts verfolgten die Armeeeinheit und starteten eine Belagerung Bostons. Bis Juni hatten sich 10 000 Amerikaner zur Belagerung eingefunden und die Briten mussten im März 1776 die Stadt verlassen.
Im Mai 1775 trat der 2. Kontinentalkongress in Philadelphia zusammen.
Langsam entwickelte sich eine Art der nationalen Regierung. Der Kongress
gründete im Zuge der Sitzungen Armee und eine Marine. Kontinentalarmee
und -marine wurde dem Oberbefehl von George Washington, einem
Plantagenbesitzer aus Virginia und Veteran des "Siebenjährigen Krieges",
unterstellt. Geld wurde gedruckt und diplomatische Beziehungen mit
anderen Ländern wurden aufgenommen, unter anderem mit Frankreich. Thomas
Jefferson, ein Landsmann Washingtons aus Virginia schrieb, mit
Unterstützung anderer, die Declaration of Independence. Am 4. Juli 1776
wurde sie ratifiziert, nachdem schon am 2. Juli die Unabhängigkeit
verkündet worden war.
Für die Amerikaner verlief der Krieg zu Beginn nicht besonders gut. Die
Briten eroberten im September 1776 New York und ein Jahr später
Philadelphia. Erst mit dem Sieg in der Schlacht von Saratoga änderte
sich die Situation. Frankreich nutzte die Gelegenheit und trat neben den
Vereinigten Staaten in den Krieg ein. Die Kriegshandlungen endeten im
Jahre 1781 nach der Schlacht von Yorktown. General George Cornwallis
unterlag der amerikanisch-französischen Allianz in einer der heftigsten
Schlachten des Krieges. Im September 1783 unterzeichneten die
Kriegsparteien den Frieden von Paris. Jetzt wurden die Vereinigten
Staaten von Amerika auch von Großbritannien anerkannt.
Vereinigte Staaten von Amerika
Nach dem Krieg wurde durch die Väter der Unabhängigkeit die Verfassung ausgearbeitet. Allen war klar, dass die lose Ansammlung unabhängiger Staaten, nicht lebensfähig war. Andererseits war den Vätern auch der Gedanke an eine starke Zentralregierung ein Greuel. Hier kommt der Gegensatz zwischen Föderalisten, die eine starke Zentralregierung wollten, und Nicht-Föderalisten (später Demokraten genannt) zum Vorschein. Die Verfassung wurde so entworfen, dass die einzelnen Staaten ein hohes Maß an Unabhängigkeit behielten und die Zentralregierung nur geringen Einfluss auf die Entscheidungen der Mitgliedsstaaten ausüben konnte. Die Rechte wurden nochmals separat in der Bill of Rights, den so genannten Zusatzartikeln der Verfassung verankert.
Das Leben in den 13 Gründerstaaten (Connecticut, Delaware, Georgia,
Maryland, Massachusetts, New Hampshire, New Jersey, New York, North
Carolina, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, Virginia)
entwickelte sich langsam. Der erste Präsident der Vereinigten Staaten
von Amerika wurde der Revolutionsgeneral George Washington aus Virginia.
Washington gelang es mit dem im Land sehr unpopulären Jay-Vertrag von
1794, einen erneuten Krieg mit Großbritannien zu vermeiden. Der Vertrag
führte zu teilweise gewalttätigen Protesten, doch erreichte die
US-Regierung darin die Räumung von bislang von den Briten besetzt
gehaltenen Forts im Westen (Fort Oswego, Fort Niagara), womit diese
Regionen für Siedler geöffnet wurden.
Auf Washington folgte 1797 der Föderalist John Adams. 1801 wurde der
Mitverfasser der Unabhängigkeitserklärung Thomas Jefferson der dritte
Präsident der USA. Jefferson kaufte für die USA im Jahr 1803 das
Louisiana-Territorium von der französischen Regierung (Louisiana
Purchase) für 80.000.000 Franc (US$ 15.000.000). Spanien hatte dieses
1800 im Vertrag von San Ildefonso an Frankreich abgetreten. Durch die
napoleonischen Kriege in Europa kam es wiederholt zu Spannungen zwischen
den USA und Großbritannien. US-Amerikanische Schiffe wurden wiederholt
von britischen Schiffen aufgebracht und man unterstellte den Amerikanern
Parteinahme für die Franzosen. 1812 mündete dieser Konflikt in den
Britisch-amerikanischen Krieg. Die Amerikaner konnten einige Siege auf
See erzielen, trotzdem waren sie der größten Seemacht der Welt
hoffnungslos unterlegen. Der Versuch der Amerikaner, in Kanada
einzumarschieren, scheiterte kläglich, darüber hinaus marschierten die
Briten in die neu gegründeten Hauptstadt Washington ein und verwüsteten
die Stadt. Der Amtssitz des Präsidenten, das Weiße Haus und auch das
Capitol wurden nicht verschont. Ein Versuch der Briten, New Orleans zu
erobern, scheiterte. General Andrew Jackson gelang es mit Hilfe des
französischen Piraten Jean Laffite die britischen Einheiten abzuwehren.
Nachdem England den Krieg mit Frankreich beendet hatte, stand zu
befürchten, dass Großbritannien nun mit ganzer Kraft gegen die USA
vorging. Daher vereinbarten die beiden Kriegsparteien am 24. Dezember
1814 den Großbritannien günstigen Frieden von Gent (Belgien). Es gelang
der amerikanischen Regierung nachfolgend, das Kriegsende in der
Öffentlichkeit als Sieg darzustellen.
Die folgenden Jahre sind Jahre des Aufbaus und eines
enormen Wirtschaftswachstums. Infrastrukturen wurden geschaffen und die
Vereinigten Staaten wuchsen und wuchsen. Es ist der Einzug der
Industrialisierung in Amerika. Texas, einer der größten Staaten des
Bundes tritt der Union im Jahre 1845 bei. Der Beitritt zeigt aber auch
einen, sich entwickelnden Konflikt, zwischen dem industriellen und
modernen Norden und dem landwirtschaftlichen und feudalen Süden, auf.
Die Frage der Sklaverei wurde mehr und mehr zu einem spaltendem Thema.
Das föderale System der USA erlaubte es den einzelnen Staaten selbst
über diese Frage zu entscheiden. Speziell die Frage, ob die Sklaverei in
neuen Territorien erlaubt sein sollte, oder auch nicht, brachte die
junge Nation in ständige Konflikte. Der schon teilweise
industrialisierte Norden war nicht auf Sklaven angewiesen, zumal hier
die Immigranten mit all ihrem Know-How ins Land strömten. Für die
Südstaaten dagegen waren die Sklaven von essentieller wirtschaftlicher
Bedeutung: Die harte Arbeit auf den Baumwollfeldern unter sengender
Sonne konnte von hellhäutigen Europäern nicht vollbracht werden. Auch
die Monroe-Doktrin von 1823 war signifikant im entstehenden Nord-Süd
Konflikt. Sie war Beginn des Isolationismus, Amerika wollte sich
fortwährend auf den eigenen Kontinent konzentrieren - die Südstaaten
verloren ihre wichtigsten Absatzmarkt für Agrarprodukte: Europa. Dem
Norden schien diese Maßnahme wichtig, da so die eigene Industrie
gestärkt und der Binnenimperialismus angekurbelt würde. 1860 wurde der
Republikaner Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt. Lincoln,
bekennender Gegner der Sklaverei war für viele Menschen in den
Südstaaten untragbar und so kam es, unaufhaltsam, zur Sezession. Lincoln
und seine Regierung erklärten zu dieser Zeit große Gebiete im Westen zu
US-Territorium: Colorado, Nevada, Arizona, Idaho, Montana. Die
Besiedelung dieser Gebiete war ihnen wichtig. So verabschiedete man am
20. Mai 1862 den Homestead Act. Personen über 21 Jahren konnten ein 160
Acres großes Stück Land in Besitz nehmen und es bewirtschaften. Wenn sie
fünf Jahre auf dem Land lebten, gehörte es ihnen.
Erschließung des Westens und "frontier"
Prägendes Leitmotiv der US-amerikanischen Geschichte
gegen Mitte des 19. Jahrhunderts war die Landnahme gen Westen, die die
frontier, d. h. die Grenze zum offenen, unzivilisierten Land immer
weiter Richtung Kalifornien verschob. Dieses offene Land zu jener Zeit
ist in der Folklore als "Wilder Westen" in Erinnerung geblieben. Geprägt
war diese historische Periode von den Indianerkriegen, die sich bis 1890
(Wounded Knee) hinzogen, dem "Goldrausch" 1848/49 nach Goldfunden in
Kalifornien, der Besiedelung durch wilde Siedler (Squatter), sowie den
oft gewalttätig ausgetragenen "Weidekriegen" um die Inbesitznahme des
offenen Landes (bekanntestes Beispiel: der Lincoln County War in Arizona
1878 unter Beteiligung von John Chisum und Billy the Kid). Beschleunigt
wurde die Erschließung durch den Bau der Eisenbahnen vom mittleren
Westen nach Kalifornien ab 1862. Dieser Prozess der kontinentalen
Ausdehnung der USA fand seinen Ausdruck auch darin, dass sich folgende
neuen Bundesstaaten bildeten, die in die Union aufgenommen wurden: Texas
(1845), Iowa (1846), Wisconsin (1848), Kalifornien (1850), Minnesota
(1858), Oregon (1859). Die Ära der Erschließung des Westens fand ihren
Abschluss mit dem Ende der Indianerkriege (1890), als die frontier für
geschlossen erklärt wurde.
Amerikanischer Bürgerkrieg (Sezessionskrieg)
Einige Wochen nach der Wahl Abraham Lincolns sagte sich der Bundesstaat South Carolina von der Union los. Wenige Tage später folgen die Staaten Arkansas, Florida, Mississippi, Alabama, Virginia, Louisiana, Georgia, Texas, Tennessee und North Carolina. Diese Staaten erklärten sich selber zu einer eigenständigen, neuen Nation - den Confederate States of America (Konföderierten Staaten von Amerika). Das bedeutete Krieg, denn Lincolns vorrangiges Ziel war der Erhalt der Union.
Worum ging es in dem Krieg? Offiziell ging es aus der Sicht des Südens
um die Wahrung der einzelstaatliche Rechte, aus der Sicht des Nordens um
den Erhalt der Union. Die tieferen Gründe verdeutlichte Abraham Lincoln
in seiner berühmten Gettysburg Address: Es ging um die Frage, ob eine
Demokratie überhaupt auf Dauer Bestand haben kann, wenn die Minderheit
nach einem ihr nicht genehmen Beschluss der Mehrheit jederzeit das Recht
hat, die staatliche Einheit aufzukündigen. Entzündet hatte sich der
Konflikt an der Sklavenfrage und an den unterschiedlichen
wirtschaftlichen Auffassungenn und Interessen, die sich aus ihr ergaben.
Präsident Lincoln favorisierte den Unionsgeneral Robert E. Lee zur
Führung der Unionstruppen. Lee aber entschied sich für seine Heimat
Virginia. Dies sollte den Krieg entscheidend verlängern. Die Südstaaten,
unter ihrem Präsidenten Jefferson Davis hatten zu dieser Zeit brillante
Befehlshaber und eine hervorragend motivierte Armee, da es für sie um
vitale Interessen ging. Die Nordstaaten hingegen waren zahlenmäßig weit
überlegen, waren besser ausgerüstet, hatten aber Probleme in der
militärischen Führung. Dies zeigte sich besonders in den ersten Monaten
des Krieges. Nach der Beschießung des Forts Sumter durch die
Konföderierten kam es zur ersten offenen Feldschlacht bei Bull Run. Die
Schlacht war schnell entschieden und der Süden hatte seinen ersten Sieg
errungen. Es folgten weitere erfolgreiche Schlachten für den Süden.
Erfolge blieben für den Norden also aus. Dazu kam, dass der Süden auf
Unterstützung aus Europa, das von der Baumwolle abhängig war, hoffen
konnte. Diese Tatsache erst machte die Befreiung der Sklaven zum
wichtigen Kriegsziel. So erließ Lincoln am 23. September 1862 die
Emanzipationsakte der Schwarzen. Nun konnte kein europäischer Politiker
vor der Öffentlichkeit für die Sache des Südens eintreten. Die Wende kam
erst nach zwei Jahren. General Robert E. Lee wollte eine Entscheidung
des Krieges herbeiführen und marschierte in Pennsylvania ein. In der
Schlacht von Gettysburg, die drei Tage andauerte, konnten sich die
Nordstaaten erstmals behaupten. General Ulysses S. Grant nahm
gleichzeitig die strategisch wichtige Stadt Vicksburg am Mississippi
ein. Sprichwörtlich wurde dem Süden mit der Einnahme dieser Stadt, dass
Rückgrat gebrochen, da der Süden von diesem Tag an in zwei Teile
zerbrochen war. 1864 marschierte General William T. Sherman in den
Konföderierten Staat Georgia ein und hinterließ verbrannte Erde. General
Ulysses S. Grant hingegen verfolgte General Lee und verwickelt ihn in
ständig neue Gefechte. Am 2. April 1865 musste Lee Grant die Hauptstadt
der Konföderierten Richmond übergeben. Ein Woche später kapitulierte Lee
im Gerichtsgebäude der Ortschaft Appomattox. Der Krieg war vorüber! Aber
zu welchem Preis? Mehr als 600.000 Soldaten hatten in diesem letzten,
mit aufmarschierenden Soldaten geführten Krieg, ihr Leben verloren. Und
die Befreiung der Sklaven? Einen 13. Zusatzartikel zur Verfassung der
Vereinigten Staaten hat es gegeben, die Sklaven wurden befreit aber
gleichberechtigt waren sie noch lange nicht. Dieser Konflikt wird heute
noch in manchen Teilen der USA ausgefochten. Und der Süden? Er war
zerstört! Seine Existenzbasis war verwüstet. Der Wegfall der Sklaven
zerstörte das Plantagenwesen. Die großen Pflanzereien wurden aufgeteilt
und es bildete sich eine Mittelstandsgesellschaft. Die Wirtschafts- und
Finanzkraft ging an den Norden über. Die Nachwirkungen des blutigen
Krieges sind auch heute noch zu spüren. Trotzdem, ein Ziel hat Lincoln
erreicht. Die USA waren keine Nation von lose verbundenen Staaten mehr,
sondern ein unzertrennbarer Nationalstaat. Doch Abraham Lincoln wird
diese Auswirkungen nicht mehr erleben, er wird noch im selben Jahr
ermordet.
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit verloren Generäle und Heere immer mehr an
Bedeutung. Die Gesellschaft der USA wird immer mehr von Industrie und
Wirtschaft geprägt. Der Westen wird immer mehr Ziel der Spekulanten und
Glücksritter. Neue Staaten treten der Union bei und die USA führen 1898
einen Krieg gegen Spanien, wonach dieses seine letzten Kolonien Kuba und
die Philippinen an die USA abtreten muss. Das 20. Jahrhundert steht vor
der Tür.
Namen wie Bell, Edison, Carnegie, Westinghouse, Vanderbilt, Rockefeller
prägen von nun an die Geschichte. Amerika steigt zum Wirtschaftsriesen
auf, der versucht, sich von Europa zu isolieren.
Das 20. Jahrhundert
Unter Präsident Theodore Roosevelt (1858-1919) adaptiert die USA die Politik des Big Stick. 1904 legte er mit seinem Zusatz zur Monroe-Doktrin den Grundstein für eine expansionistischere Außenpolitik, wo die Vereinigten Staaten seiner Meinung nach als Polizeigewalt auftreten sollten. Zahlreiche Interventionen in Lateinamerika folgen. Unter Woodrow Wilson treten die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg ein.
Nach dem Krieg kommt es zur Red Scare, einer antikommunistischen Welle,
die ihren Höhepunkt in den Palmer Raids, einer großangelegten Verfolgung
linker Organisationen durch Justizminister Alexander Mitchell Palmer,
findet. Die 20er Jahre waren geprägt durch den großen Rausch, der durch
die Wirtschaft geht. Nichts schien unmöglich. Die 20er Jahre waren auch
die Hochzeit des Ku Klux Klan, der damals über 4 Millionen Mitglieder
hatte.
Der große Börsenkrach 1929, der mit dem schwarzen Dienstag (engl. "Black
Tuesday") am 29. Oktober begann, läutete eine globale
Weltwirtschaftskrise ein, die zu tiefen wirtschaftlichen und sozialen
Einschnitten führte. In der Folge der Great Depression (dt. "Große
Depression"), wie die Wirtschaftskrise in den USA genannt wird, wurde
der Demokrat Franklin Delano Roosevelt 1932 zum Präsidenten gewählt. Er
wurde bis zu seinem Tod 1945 dreimal wiedergewählt. Um die Folgen der
Wirtschaftskrise zu lindern, wurden zwei so gennannte "New
Deal"-Programme verabschiedet. In dieser Zeit erlebte die USA eine
außergewöhnliche politische Radikalisierung (vgl. Popular Front, CIO).
Im Zweiten Weltkrieg versuchten sich die USA lange in einer Politik des Stillhaltens, begann aber nach Hitlers Überfall auf Belgien eine enorme Aufrüstung. Die anfängliche Zurückhaltung war vor allem einer starken isolationistischen Haltung in der amerikanischen Bevölkerung geschuldet, die von der oppositionellen Republikanischen Partei aufgenommen wurde. Es herrschte in der amerikanischen Öffentlichkeit die Ansicht vor, dass schon einmal, nämlich im Ersten Weltkrieg, Amerikaner hätten sterben müssen, um einen europäischen Krieg zu führen. Zwar unterstützte die US-Regierung die britischen Verteidigungsanstrengungen materiell, vertrat aber die Haltung, nicht selbst in den Krieg hineingezogen werden zu wollen. Durch den japanischen Angriff auf Pearl Harbor, der ohne Kriegserklärung erfolgte (7. Dezember 1941), waren diese Überlegungen bedeutungslos geworden. Nachdem sich Japan durch den Angriff de facto mit den USA im Kriegszustand befand, erklärten die USA am 8. Dezember 1941 Japan den Krieg. Daraufhin wiederum erklärten Deutschland und Italien am 11. Dezember den USA den Krieg.
Durch eine Konzentration aller Ressourcen und durch eine Reihe von
staatlichen Vorgaben für die Industrie, konnte die Zerstörung der
amerikanischen Flotte, die allerdings nicht die strategisch wichtigen
Flugzeugträger umfasste, ausgeglichen werden. Der Krieg war aber auch
für die USA sehr verlustreich und kostete rund 400.000 amerikanischen
Soldaten das Leben.
Nach dem zweiten Weltkrieg waren die USA der unzweifelhaft mächtigste
Staat der Welt geworden. Um diese Position zu sichern, wurden die
Rüstungsausgaben auf einem hohen Niveau gehalten. 1946 wurde die School
of the Americas zur Ausbildung lateinamerikanischer Militärs gegründet.
Die Rede, die US-Außenminister Byrnes im September 1946 in Stuttgart
hielt, gilt als Auftakt des Kalten Kriegs. 1947 wurde die CIA gegründet
und der Marshall-Plan zur Unterstützung der Verbündeten in Europa
ausgearbeitet. Die Rede, in der Präsident Truman am 20. Januar 1949 die
Gründung der NATO ankündigte, gilt auch als Gründungsdokument der
Entwicklungspolitik.
Korea-Krieg
Der erste russische Satellit jagte den Amerikanern einen Schrecken ein.
In aller Eile wurde das Apollo-Raumfahrtprogramm entwickelt, und der
erste bemannte Mondflug fand 1969 statt. Die Kubakrise 1962 brachte die
Welt nahe an den Abgrund. Ein Dritter Weltkrieg wurde nur knapp
verhindert.
Die 1960er Jahre symbolisierten in den USA sowohl einen neuen Aufbruch
als auch eine Kritik an den bisher geltenden Maßstäben. Die
Bürgerrechtsbewegung erstritt eine Aufhebung der Segregationspolitik.
Insbesondere in Kalifornien entstanden Hippies und Yippies. Wichtigster
Bruch der US-amerikanischen Nachkriegsgeschichte war aber der
Vietnamkrieg. Der Krieg traumatisierte die Vereinigten Staaten immer
mehr. Der Krieg, der unter Präsident Dwight D. Eisenhower langsam begann
und unter Lyndon B. Johnson eskalierte, endete 1975 mit dem Abzug der
letzten amerikanischen Truppen aus Saigon. Präsident Nixon, 1959 noch
Gegner von John F. Kennedy bei den Präsidentschaftswahlen, fiel 1974
über die Watergate-Affäre und trat zurück.
Die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts waren geprägt von einem
Rüstungswettlauf ohne Gleichen. Die Devise von Präsident Ronald Reagan
lautete: Die USA müssen die Führungsmacht in der Welt werden. Das
Konzept ging auf und die UdSSR brach unter Gorbatschow zusammen.
Das 21. Jahrhundert
Eine neue Dimension des Schreckens brachte das neue Jahrtausend mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. In der Folge kam es zum Krieg in Afghanistan, nachdem das dort herrschende Regime der Taliban sich dazu entschlossen hatte, den Beschlüssen des UN-Sicherheitsrates, den mutmaßlichen Urheber der Anschläge, Osama bin Laden, an die USA auszuliefern, nicht Folge zu leisten. Der Krieg in Afghanistan mit dem Sturz der Taliban war der erste in einer Reihe von Maßnahmen im "Kampf gegen den Terrorismus" ("war on terrorism"), der seitdem einen wesentlichen Schwerpunkt der amerikanischen Außen- und Innenpolitik bildet.
In diesem "Kampf gegen den Terrorismus" rückte Ende des Jahres 2002
zunehmend der Irak in den Mittelpunkt des Interesses der amerikanischen
Regierung. Wiederholt wurde das irakische Regime unter Saddam Hussein
beschuldigt,
- Menschenrechte zu verletzen,
- den Terrorismus und insbesondere die Al-Qaida zu unterstützen,
- Massenvernichtungswaffen zu entwickeln beziehungsweise zu besitzen und damit gegen die Resolution 1441 des UN-Sicherheitsrates zu verstoßen.
Am 20. März 2003 begannen amerikanische und britische
Truppen unter der Führung der USA den Dritten Golfkrieg, obwohl es dafür
kein UNO-Mandat gab. Weltweite Proteste, auch innerhalb der USA,
folgten. Kritiker bezweifelten die völkerrechtliche Legitimation des
Krieges. Nach nur 3 Wochen war Bagdad besetzt und das Kriegsende wurde
verkündet. Im Dezember 2003 konnte der flüchtige Saddam Hussein
gefangengenommen werden. Seitdem sind die Besatzungsmächte damit
beschäftigt, die Kontrolle über das Land zu gewinnen und zu halten - und
sehen sich mit einem Guerillakrieg antidemokratischer Aufständischer
konfrontiert, der sich in vielen blutigen Einzelaktionen äußert. Die
bisherige Unfähigkeit der amerikanischen und britischen Truppen,
Sicherheit und Ordnung im Irak herzustellen, verstärkt die Zweifel an
der strategischen Konsistenz der Politik der Bush-Administration. Die
Behauptungen, der Irak habe in den Jahren 2001 - 2003
Massenvernichtungswaffen besessen und terroristische Aktivitäten im
Ausland unterstützt, konnten bisher nicht belegt werden. Die Diskussion
über die Legitimation des Krieges hält derweil an.
Literatur
- Horst Dippel "Geschichte der USA" Verlag C.H. Beck, München 1996, ISBN 3406410510
- John A. Goodwin "The Pilgrim Republic" Boston, 1888
- Jürgen Heideking "Geschichte der USA", UTB-Verlag, 3. Auflage Tübingen 2003, ISBN 3-8252-1938-0
Siehe auch
- Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika,
- US-Interventionen im Ausland,
- Militärische Geschichte der USA,
- Amerikanischer Bürgerkrieg,
- Konföderierte Staaten von Amerika (Südstaaten-Sezession 1861-1865),
- Indianerpolitik der USA
Weblinks
- "The Pilgrim Republic" - Online, Cornell University (http://cdl.library.cornell.edu/moa/browse.author/g.70.html)
- authentichistory.com - ein Bild- und Tonarchiv zur US-amerikanischen Geschichte (http://www.authentichistory.com)